Typo3 im Laufe der Zeit – Eine Retrospektive

Seit vielen Jahren, genau genommen seit 2008, arbeiten wir nun schon mit unterschiedlichen CMS-Systemen. Speziell WordPress und Typo3 waren dabei die Software unserer Wahl. Wenn man sich einmal zurücklehnt und an die Zeiten zurückdenkt als alles begonnen hat, wird einem deutlich, wie stark sich Technik im Laufe der Zeit ändern kann. Dieser Beitrag soll die Nostalgie in dem ein oder anderen wecken und einen Rückblick auf die Entwicklung von Typo3 liefern.

Wie alles anfing

Im Jahr 2001, also 15 Jahre bevor dieser Beitrag geschrieben wurde, erblickte Typo3 zum ersten Mal das Licht des Internets und ist damit eines der Vorreiter der Open-Source CMS.

Typo 3.0
Typo 3.0, keine Schönheit nach heutigem Maßstab [http://www.4any1.de/fileadmin/installing_upgrading.pdf]

Hervorgehoben hat sich Typo3 vor allem durch das damals noch nicht sehr verbreitete „OpenSource“-Prinzip, seine Komplexität (Mehrsprachigkeit, Rechteverwaltung, Typoscript…), die mit den meisten damals existierenden kommerziellen CMS Systemen mithalten konnte und seine damals einzigartigen Möglichkeiten zur Bildbearbeitung.

Nach einiger Zeit kam mit der Version 3.5 auch der heutige nicht mehr wegzudenkende Erweiterungsmanager dazu und steigerte die Flexibilität von Typo3 noch einmal enorm. Die Community konnte nun aktiv dazu beitragen, Typo3 noch besser zu machen.

Die 4.X Ära

Im Jahre 2006 begann die lange Ära von Typo3 4.X. Mit der Version 4.0 wurde das System quasi komplett neu überarbeitet. Der Changelog umfasst über 68.000 Zeichen, insgesamt beinhaltet er über 1000 neue Funktionalitäten, Bugfixes und Verbesserungen. Auch die Backend-Oberfläche hat sich etwas herausgeputzt.

TYPO3 4.0
Die Backend-Benutzeroberfläche von Typo3 4.0 – bereits deutlich benutzerfreundlicher und dem Stand der Zeit entsprechend [https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e8/TYPO3_4.0_Backend.png]

Wir persönlich hatten zwar auch noch einige Altlasten mit Version 3.X, dennoch ist dies das Backend, mit dem wir uns am meisten identifizieren können und mit dem wir anfingen, zahlreiche Projekte umzusetzen. Es kristallierten sich Erweiterungen heraus, die man bei fast jedem Projekt verwendete: MailformPlus (https://typo3.org/extensions/repository/view/th_mailformplus), TemplaVoila (https://typo3.org/extensions/repository/view/templavoila) und RealURL (https://typo3.org/extensions/repository/view/realurl) waren damals ein persönliches Muss und erleichterten uns oft die Arbeit.

Bis zum Jahre 2013 wurde das System stets partiell verbessert: Eine AJAX-Integration, UX- und Designverbesserungen, überarbeite Sicherheitmechanismen und Performance-Improvements wurden regelmäßig eingespielt. Zum ersten mal wurde auch mit Version 4.5 das Konzept des LTS (Long Term Support) umgesetzt. Ab diesen Zeitpunkt wird es stets immer mindestens eine Version von Typo3 geben, welche mehrere Jahre lang mit wichtigen Updates beliefert wird und damit produktiv eingesetzt werden kann, ohne Major-Updates einzuspielen. Damit geht die Typo3 Association den bereits langjährigen Wünschen Ihrer Benutzer nach, deren hauptsächliches Ziel es war, Wartungskosten für Updates einzusparen.

Nach 4 kommt 6

Ein Hauptgrund für das unüblich lange Bestehen von Typo3 4.X war die Entwicklung von „Typo3 5.0“ oder halt auch nicht 5.0. Nachdem das System ursprünglich komplett überarbeitet werden sollte, auch in der Funktionsweise, merkte man mit der Zeit, dass das 5.0 nicht das ersetzen kann, was das komplexe 4er-System geboten hat. Deshalb entschloss man sich, das ganze in „Typo3 Neos“ umzutaufen und als Alternativprodukt zu Typo3 anzubieten.

Anstelle dessen ging es also mit der Version 6.0 weiter, welche Ende 2012 erschien. Dieses Major-Update bringt vor allem die Unterstützung moderner Technologien, wie z.B. IPv6 und Namesspaces, mit sich. Für Entwickler interessant ist auch das neu eingeführte File Abstraction Layer (FAL), welches die Arbeit mit Dateien (auch aus der Cloud) auf Codebasis stark vereinfacht. Auch hier erschien mit Version 6.2 eine LTS Version, welche nach 3 Jahren die alte 4.5 LTS ablöst.

Aktueller Stand & Fazit

Schaut man sich Typo3 in der Version 7.6 LTS an, dann fällt einem zuerst auf, dass sich das Backend ein drittes Mal in der Geschichte von Typo3 aus Designsicht stark verändert hat. Unter der Haube bleibt es aber in vielen Punkten beim Alten.

Typo3 7.6 LTS
So sieht Typo3 in der aktuellen Version 7.6 LTS aus

Trotz zahlreicher Verbesserungen und Neuigkeiten im Detail ist Typo3 im Generellen seinem Prinzip treu geblieben. Und damit bleibt unserer Meinung nach auch das größte Alleinstellungsmerkmal von Typo3 gegenüber seiner Konkurrenz erhalten: seine Komplexität. Sie kann Fluch und Segen sein, je nachdem welche Anforderungen ein Projekt stellt und wie man Typo3 einzusetzen weiß. Nach wie vor präferieren wir bei kleinen und simplen Projekten andere CMS, wie z.B. WordPress. Sind die Anforderungen allerdings anspruchsvoller und ist das Projekt größer, kann man erst richtig die Stärken von Typo3 ausspielen. Man kann sich, so zumindest unser Eindruck, so vielen Funktionalitäten bedienen, wie bei keinem anderen CMS und die Konfigurationsmöglichkeiten kennen scheinbar kein Ende. Das liegt nicht zuletzt an dem unglaublich mächtigen TypoScript. Zwar liefert Typo3 nicht so viele Extensions, wie der Platzhirsch WordPress Plugins hat, dennoch gibt es praktisch fast für jeden Anwendungsfall eine vorgefertigte Lösung. Wie bei jedem anderen System, kommen und gehen natürlich Erweiterungen. Die, von uns oben beschriebene und oft genutze, Erweiterung MailformPlus wurde durch die Extension Formhandler (https://typo3.org/extensions/repository/view/formhandler) des gleichen Entwicklers abgelöst. Andere Extensions, wie templavoila haben keinen direkten Nachfolger. Hier hat man die Möglichkeit, sich auf das verbesserte Templating-System von Typo3 zu stützen, Fluid Templates zu benutzen oder auf andere ähnliche Extensions, wie z.B. Dynamic Content Elements (https://typo3.org/extensions/repository/view/dce) zurückzugreifen.