Im Jahr 2015 gründeten Felix Hammann und Mattis Hartwig während des Studiums die itdevcons GbR, die 2016 in die singularIT GmbH umfirmiert ist. Nach dem Studium verließ Mattis das Unternehmen, um bei einer international tätigen Unternehmensberatung zu arbeiten. Nun – im Oktober 2021 – kommt er als Gründer und weiterer Geschäftsführer, neben Felix, zurück in die singularIT.
Im Interview erfahrt ihr, wo er die letzten Jahre gewesen ist und was Mattis nun vor hat.
Hallo Mattis,
wie seid ihr damals eigentlich auf die Idee gekommen zu gründen?
Felix hat schon eine Weile neben dem Studium in der Softwareentwicklung gearbeitet. Er war schon damals ein brillanter Entwickler. Während eines Mittagessens in der Mensa, habe ich ihm vorgeschlagen aus seiner Nebentätigkeit eine richtige Unternehmung zu machen. Begeistert von dieser Idee aber noch etwas skeptisch alleine zu starten, zog er mich mit ins Boot. Da wir beide noch mitten im Studium steckten und keine initialen Gründungskosten nötig waren, war das Risiko für uns sehr begrenzt und wir gründeten die itdevcons. Da ich nach dem Studium in die Unternehmensberatung gehen wollte, wurde aus der itdevcons GbR die singularIT GmbH. So konnte ich weiter als Gesellschafter Teil der Firma bleiben.
Wie haben du und Felix sich denn kennengelernt?
Wir haben uns im Studium kennengelernt und viele gemeinsame Vorlesungen besucht. Wir stellten fest, dass wir auch ein gemeinsames Hobby teilten – das Windsurfen. Bei vielen Surfsessions auf dem Cospudener See haben wir uns dann näher kennengelernt und so ist eine tiefe Freundschaft zwischen uns entstanden.
Wo warst du eigentlich so lange?
Nach meinem Masterabschluss bin ich zur Unternehmensberatung McKinsey gegangen und habe dort das Fellow- Programm absolviert. In dieser Zeit habe ich in vielen Ländern für unterschiedliche Klienten im Bereich Marketing und Sales gearbeitet. Nach zwei Jahren bei McKinsey ist es möglich eine Promotion zu schreiben. Da ich viel im Bereich Analytics gearbeitet habe und das Thema Künstliche Intelligenz viel diskutiert wurde, wollte ich die Promotion nochmal nutzen, um tiefer in die Materie einzutauchen. Ich habe also die letzten zwei Jahren eher der Grundlagenforschung im Bereich Künstlicher Intelligenz gewidmet und meine Promotion an der Universität Lübeck zu dem Thema „New Methods for Efficient Query Answering in Gaussian Probabilistic Graphical Models“ angefertigt (Link zur Publikationsseite). Bei dem Thema setze ich mich sehr mathematisch algorithmisch mit der effizienten Beantwortung von Anfragen an bestimmte probabilistische Modelle auseinander.
Was sind die drei wichtigsten Dinge die du bei McKinsey für deine neue Rolle gelernt hast?
Zunächst habe ich Einblicke in ganz verschiedenen Unternehmen weltweit bekommen, was mich viel über Unternehmensorganisation und verschiedene Arbeitsweisen gelehrt hat. Außerdem hatte ich das Glück auf tolle Mentoren zu treffen, die einem ganz unterschiedliche Methoden, Vorgehensweisen und Führungsstile gezeigt haben. Zu guter Letzt lernt man viel darüber wie man unterschiedliche Interessen berücksichtigt und seine tollen Projektergebnisse so aufbereitet, dass man Klienten nicht nur informieren, sondern begeistern kann.
Hattest du schon immer vor zurückzukommen?
Ehrlich gesagt, ist das eine schwierige Frage. Von Anfang an fiel es mir natürlich schwer, mein eigenes Unternehmen so schnell wieder zu verlassen. Gleichzeitig wollte ich mich in einem so frühen Stadium, direkt nach dem Studium, nicht schon festlegen. Ich wollte noch etwas anderes erleben und auch mich ausprobieren. Zudem war es mir wichtig, noch mehr Erfahrungen zu sammeln. Die kurze Antwort auf die Frage lautet also wahrscheinlich, dass ich es nicht von Anfang an geplant habe, aber es auch nie ausgeschlossen war.
Was sind die nächsten Schritte in Lübeck?
Im nächsten Jahr werden wir unser Büro erst einmal aufbauen und mit weiteren Kolleg:innen füllen. Inhaltlich werden wir uns hoffentlich mit vielen spannenden Projekten beschäftigen.
Mit dem medizintechnischen Fokus der Universität Lübeck und Unternehmen wie Dräger und Euroimmun bildet Lübeck ein Zentrum für Medizintechnologie. In diesem Themenfeld wollen wir mit Anwendungen rund um künstliche Intelligenz mitarbeiten.
Nebenbei bist du auch noch beim Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) tätig. Was genau machst du da?
Ich bin dort als Postdoc tätig. Als Senior Researcher kann ich dort viel gestalten und interessante Forschungsprojekte auf den Weg bringen. Außerdem kann ich mit neuen Doktoranden zusammenarbeiten, meine Erfahrungen weitergeben und langfristig strebe ich eine Habilitation an.
Was hat diese Rolle mit singularIT zu tun?
Zwar arbeiten wir bei singularIT grundsätzlich etwas angewandter, aber natürlich profitieren wir auch davon die neusten Themen aus der Forschung einzusetzen. Für mich persönlich ist die Verbindung zwischen Anwendung und Theorie extrem spannend und bereichernd. Ich kann mir auch vorstellen, dass die singularIT und das DFKI in Forschungsprojekten zusammenarbeiten werden. Für unsere Mitarbeiter kann der Blick in die Forschung nochmal den eignen Horizont erweitern und für viele Student:innen könnte singularIT Einblicke in die Praxis bereit halten.
Was reizt dich daran Geschäftsführer zu sein?
Der Gedanke ein Unternehmen frei gestalten zu können. Es ist unsere Aufgabe als gesamtes Unternehmen die richtigen Entscheidungen zu treffen, sodass sich alle Mitarbeiter wohl fühlen, mit Spaß zur Arbeit gehen und viele Dinge lernen. Gleichzeitig möchten wir unseren Kunden exzellente und professionelle Softwareentwicklung mit modernen Technologien anbieten und dabei immer darauf achten, dass die entwickelte Software im Unternehmen einen positiven Effekt hat.
Als neuer Geschäftsführer von singularIT – was machst du da als Erstes ?
An meinem ersten offiziell Tag (1. Oktober) haben Felix und ich als erstes um 00:01 Uhr angestoßen, zwar virtuell, aber es war trotzdem ein besonderer Moment, den wir feiern mussten. Und jetzt gilt es unsere Pläne in Lübeck in die Realität umzusetzen. Das neue Büro wird gerade eingerichtet. Im Norden Deutschlands wollen wir interessante Menschen kennenlernen und ein Netzwerk aufbauen. Außerdem freue ich mich, ab sofort das Team bei Projekten im Bereich Analytics und Data Science zu unterstützen.
Was denkst du, wird die größte Herausforderung als neuer Geschäftsführer sein?
Das ist eine gute Frage. Es gibt viele Herausforderungen. Eine ist mit Sicherheit der beschriebene Spagat zwischen Mitarbeiter- und Kundenfokus. Mit vielen Herausforderungen rechnet man auch nicht, bevor man sie bewältigen muss.
Was sind Felix und deine langfristigen Ziele bei singularIT als Geschäftsführer?
Wichtig war und ist uns vor allem, dass uns und den Mitarbeiter:innen die Arbeit Spaß macht und wir alle gemeinsam viel Neues lernen. Wir haben in letzter Zeit so viele tolle interessante Projekte mit unseren Kunden gestartet, und wollen das natürlich auch in Zukunft machen. Da ein sehr großer Bedarf an professioneller Softwareentwicklung – besonders im Themenfeld KI – besteht, sind wir in den letzten Jahren konstant gewachsen. Daran wollen wir auch in den nächsten Jahren anknüpfen. Den Anfang machen wir mit unserem zweiten Standort in Lübeck.
Mal angenommen, jemand hätte euch 2015 gesagt, wo singularIT im Jahr 2021 sein wird. Hättest du ihm geglaubt?
Unrealistisch war das glaube ich nie. Besonders stolz bin ich aber nicht auf die Unternehmensgröße oder den zweiten Standort, sondern darauf, dass wir ein unglaublich tolles Team geschaffen haben. Es existiert ein großer Zusammenhalt, was mich sehr motiviert jetzt wieder als richtiges Teil der Firma mit anzupacken.
Wenn man dich nicht gerade bei der Arbeit antrifft, wo findet man dich?
Entweder auf dem Surfboard oder an der Kletterwand hängend. Sport als Ausgleich zur Arbeit ist mir extrem wichtig. Hier komm ich runter und kann entspannen.
Wir wünschen dir viel Erfolg bei deiner neuen Aufgabe und freuen uns, dich als neuen Geschäftsführer bei uns im Team zu haben.
(Das Gespräch führte Maximilian Beger)